Impressum

Das Impressum finden Sie auf der Hauptseite von "Buch, Kultur und Lifestyle- Das Magazin für den anspruchsvollen Leser" wwww.rezensionen.co

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Helga König: Gedanken am Heiligen Abend 2014

 Marienstatue im Innenhof
des Kapuzinerklosters  in Frankfurt
Heute am Heiligen Abend möchte ich ein wenig vom gestrigen Spätnachmittag berichten. Mein Gatte und ich verbrachten einige Stunden in Frankfurts Innenstadt, nicht um Einkäufe zu tätigen,  sondern um den Zeitgeist zu erspüren, der an solchen Tagen oft durch scheinbare Nebensächlichkeiten sehr deutlich auf sich aufmerksam macht. 

Inmitten von Frankfurts Geschäftszentrum befindet sich ein Kapuzinerkloster, in dessen Innenhof eine Marienstatue steht. Dort kann man Kerzen entzünden, für Momente innehalten und in Ruhe beten.

Am Eingang des Klosters nimmt man die Schaufenster einer Buchhandlung wahr. Hier werden primär religiöse und spirituelle Bücher zum Kauf angeboten. Nicht selten bleibe ich bei einem Besuch des Klosterinnenhofs erst einmal an diesem Schaufenster stehen, um zu ermitteln, welche Neuerscheinungen man dort gerade besonders bewirbt. 

An der Innenseite des Schaufensters klebte gestern eine fröhliche und zugleich zuversichtliche Information "Wir sind auch noch 2015 da!". Als ich die Worte las, begann ich mich für den Ladenbesitzer zu freuen, der es geschafft hatte, seinen Betrieb ins nächste Jahr hinüberzuretten. Manchem Buchhändler ist dies in diesem Jahr nicht gelungen, wohl aber auch einer 92 jährigen Frau in Salzwedel, die die älteste Buchhändlerin Deutschlands ist und an deren Durchhaltevermögen sich alle ein Beispiel nehmen sollten.  Die Zeiten ändern sich und mit ihnen öffnen sich neue Zeitfenster.

Vor dem Kapuzinerkloster sitzen zumeist Bettler, wie mittlerweile vor vielen Kirchen in der reichen Bankenmetropole Frankfurts  und lassen  das versteckte Elend in der Stadt sichtbar werden. Bilder dieser Art sah ich vor über 30 Jahren erstmals in Mexiko und  hätte es einst für unmöglich gehalten, dass solche Stadteindrücke auch bei uns Lebensrealität werden.

Die fünf Kapuzinerbrüder, die neben drei Missionsschwestern dort im Frankfurter Innenstadtkloster leben, das sich an die Liebfrauenkirche anschließt, sorgen für die obdachlosen und gestrandeten Menschen in der Stadt, sorgen dafür, dass auch sie an Weihnachten eine warme Mahlzeit bekommen und sich ein wenig freuen dürfen. 

Ich möchte genau diese Mitmenschlichkeit der Kapuzinerbrüder und der Missionsschwestern in Frankfurt heute hervorheben, weil sie das Licht, das Weihnachten tatsächlich ausmacht, liebevoll entzünden und deutlich machen, worin  gelebte Humanität besteht.

Vor der Marienstatue im Innenhof des Klosters  flackert das Licht von  Hunderten von Kerzen. Junge und alte Bürger Frankfurts kommen oft nach ihren Einkäufen an diesen Ort, um zu danken, dass sie die Chance bekommen haben, ein bürgerliches Leben zu führen und allen Versuchungen widerstanden haben, die sie hätten in große Schwierigkeiten bringen können. Dieses Lichterritual der Dankbarkeit halte ich für überaus wichtig, weil es  allen zuflüstert: "Sei stets ohne Hybris, sondern demütig und dankbar, denn nicht alles liegt in Deiner Hand."

Nicht weit vom Kapuzinerkloster entfernt,  befindet sich das Goethehaus. In den Straßencafés davor herrschte Trubel. Überall wurden "Bethmännchen" angeboten, eine kulinarische Frankfurter Weihnachtsspezialität, die angeblich Goethe bereits mit Vorliebe naschte. 

Direkt vor dem Goethehaus war es schon still, nur einige Japanerinnen machten noch Fotos. Als wir vor dem Haus standen, das ich vor einigen Tagen gerade besucht hatte, weil  dort derzeit die Ausstellung "Goethe und Rembrandt der Denker" gezeigt wird, nahm ich mir vor,  neben dem  durch das Kerzenlicht erhellte Marienbild ein weiteres Foto zu machen, das einen Gedanken Goethes visualisiert, der eine Welt zum Ziel hat, in der Menschlichkeit und damit  das  strahlende Licht für alle Wirklichkeit werden.

 Alte Oper in Frankfurt
Dieser Gedanke der Klassik handelt von der Erziehbarkeit des Menschen, deren Zweck die wahre Menschlichkeit, "das Schöne, Gute und Wahre" ist.

Die Worte "Dem Wahren, Schönen und Guten" sind am Dachfries der "Alten Oper" in Frankfurt eingemeißelt. Deshalb auch habe ich das Gebäude abgelichtet, bevor wir den Rundgang durch die Innenstadt mit einem Besuch im Operncafé abschlossen. 

"Dem Wahren, Schönen und Guten" sollte man sich nicht verschließen und nicht nur an Weihnachten Lichter anzünden von Mensch zu Mensch, sondern Tag für Tag, denn diese Lichter schaffen Erkenntnis für ein gutes Miteinander.

Ich möchte meinen Gedanken ein Weihnachtsgedicht  anfügen, das mich dazu veranlasste, heute Morgen den Text "Gedanken am Heiligen Abend 2014" zu verfassen.

Text: Helga König

Weihnachten begegnen.
Gedicht von © Anke Maggauer-Kirsche (*1948)


Allen Lesern von "Buch, Kultur und Lifestyle" ein schönes Weihnachtsfest. 

Helga König

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen