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Mittwoch, 31. Dezember 2014

Helga König: Gedanken zu dem französischen Maler Henri Matisse, der heute vor 145 Jahren geboren wurde.

"Wir gelangen zu einer heiteren Ruhe durch die Vereinfachung der Ideen und der Form. Der Einklang ist unser einziges Ideal. Die Details stören die Reinheit der Linien, sie schaden der Intensität des Gefühls, wir verzichten auf sie." Henri Matisse (1869- 1954) 

Gestern Nacht  twitterte ich  ein anderes  Zitat des Malers Matisse, von dem ich bereits einige Werke im Original gesehen habe und der als der Begründer des Fauvismus gilt.  Diese Sentenz lautete: "Wer eine Rose malen will, muss zuerst alle Rosen vergessen, die jemals gemalt geworden sind."

Was für Maler gilt, gilt für Musiker und Schriftsteller gleichermaßen, denn nur so kann man jenseits vom Vergleich etwas Einmaliges auf den Weg bringen. 

Dass ich mich vor einiger Zeit  näher mit Matisse befasst habe, hängt damit zusammen, dass ich mehr über diesen Künstler in Erfahrung bringen wollte, der u.a. die Glasfenster und den Wandschmuck für die "Chapelle du Rosaire de Vence" gestaltet hat. 

Diese Fenster beeindruckten mich auf ganz besondere Weise und hier nicht zuletzt der abstrakte Lebensbaum als Symbol des goldenen Zeitalters.  Die Harmonie, die vom lichtdurchfluteten Innenraum der Kapelle ausgeht, bleibt mir unvergesslich.

Matisse äußert sich wie folgt zum Konzept dieses  wunderschönen Werks "In der Kapelle bestand die Hauptaufgabe darin, eine von Licht und Farbe erfüllte Fläche und eine blinde, nur von einer Grafik in Schwarzweiß belebte Wand ins Gleichgewicht zu bringen. Diese Kapelle ist für mich die Erfüllung eines Ganzen der Arbeit gewidmeten Lebens. In ihr kam eine ungeheure, aufrichtige und mühsame Anstrengung endlich zum Blühen.“ 

Weitere Arbeiten von Matisse sah ich in der "Fondation Maeght", einem Museum für zeitgenössische Kunst in St. Paul de Vence und im "Hotel Colombe d`Or"  am gleichen Ort. 

St. Paul de Vence ist ein Eldorado der Kunst. Matisse lebte ab 1917 in Nizza, nur wenige Kilometer von dem berühmten, idyllisch gelegenen  Künstlerort entfernt. 

Wer das Licht dort je gesehen hat, begreift die Farbenwelt der Künstler der Côte d`Azur besser. Matisse war kein Farbtheoretiker, sondern er setzte Farben nach seinen Empfindungen ein. Für ihn galt: "Die mit reinen Farben aufgebauten Bilder der Impressionisten bewiesen der nächsten Generation, dass diese Farben, die man zur Beschreibung von Naturerscheinungen verwenden kann, auch ganz unabhängig von diesen Erscheinungen, in sich selbst die Kraft haben, die Gefühle der Betrachter anzusprechen. Es ist sogar so, dass einfache Farben auf die Gefühle umso stärker wirken können, je einfacher sie sind. Ein Blau z. B., von seiner Komplementärfarbe gesteigert, wirkt auf das Gefühl wie ein energischer Gong. Dasselbe gilt auch für Gelb und Rot, und der Künstler muss fähig sein, sie zum Tönen zu bringen, so wie er es braucht." 

Heute, wo man mehr über Farbpsychologie weiß, nickt man sofort zustimmend, wenn man diese Sätze von Matisse liest. 

Wenn ich nachstehende Worte auf mich wirken lasse "Ich träume von einer Kunst des Gleichgewichts, der Reinheit, der Ruhe, ohne beunruhigende und sich aufdrängende Gegenstände, von einer Kunst, die für jeden Geistesarbeiter, für den Geschäftsmann so gut wie für den Literaten ein Beruhigungsmittel ist, eine Erholung für das Gehirn, so etwas wie ein guter Lehnstuhl, in dem man sich von physischen Anstrengungen erholen kann", dann denke ich in erster Linie an die "Chapelle du Rosaire de Vence"  deren künstlerische Gestaltung genau diesem Prinzip der Gleichgewichts folgt und freue mich, dass Matisse seinen Lebentraum umsetzen konnte. Menschen, denen es gelingt, Lebensträume zu verwirklichen, sind  Glückskinder.

Ohne Vorbehalte stimme ich Matisse  zu, wenn er sagt: "Wir gelangen zu einer heiteren Ruhe durch die Vereinfachung der Ideen und der Form. Der Einklang ist unser einziges Ideal. Die Details stören die Reinheit der Linien, sie schaden der Intensität des Gefühls, wir verzichten auf sie." 

Dieser Satz gilt meines Erachtens nicht nur in der Kunst. Wer heitere Ruhe anstrebt,  findet sie in der Vereinfachung der Ideen und Form, in der edlen Schlichtheit, in der sich das  Licht erst wirklich entfalten kann und allen, die es begreifen,  Frieden und Weisheit  schenkt.

Helga König

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