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Freitag, 2. Januar 2015

Helga König: 20. Antwort zu Rolf_Dobellis "Fragen an das Leben"

Warum ist es so kompliziert, sich einfach auszudrücken? (Rolf Dobelli, S.48)

Ist es das wirklich, lieber Herr Dr. Dobelli? Für Menschen, die eine universitäre Ausbildung genossen haben, sollte es kein Problem darstellen, ihre Gedanken in präzise Sätze zu gießen. Sollte dies nicht der Fall sein, so ist davon auszugehen, dass der Gedanke nicht genügend gereift ist.

Je klarer ein Gedanke zu Ende gedacht wurde, umso einfacher lässt er sich aussprechen oder zu Papier bringen, vorausgesetzt man kann sich problemlos des elaborierten Codes bedienen.

Wer sich im Rahmen von Linguistik mit dem Phänomen der elaborierten und restringierten Sprache befasst hat, weiß, dass Sprache nicht nur Kommunikationsbarrieren, sondern auch Denkbarrieren auslöst.

Mir sind  hin und wieder Menschen mit sehr hohem Intelligenzquotienten begegnet, die restringiert sprachen und ihre Gedanken erst wirklich zu Ende denken konnten als sie elaboriert zu sprechen gelernt haben. Das gab mir zu denken und  veranlasste mich,  bereits in  jungen Jahren Oevermanns diesbezügliches Grundlagenwerk "Sprache und soziale Herkunft" zu lesen. Das Phänomen machte mich neugierig. Das Buch ist übrigens  überaus erhellend.

Gleichwohl lernte ich auch viele minderintelligente Schwätzer kennen, die aufgrund ihrer gutbürgerlichen Herkunft den elaborierten Sprachcode erstaunlich gut beherrschten, aber keinen einzigen klugen, eignen Gedanken aussprechen konnten, weil ihr Denkvermögen dies einfach nicht zuließ. 

Möchten wir einen Gedanken kommunizieren, sollte man sich im Vorfeld  fragen: Was will ich sagen? Welche Worte sind notwendig? Wie ausgefeilt müssen meine Grammatikkenntnisse sein? Wenn möchte ich ansprechen? Wird er mich verstehen? 

Damit möglichst viele uns verstehen, sollten wir uns um Schnörkellosigkeit von Sprache bemühen. So hat der reine Gedanke die beste Chance, den ausgesprochenen Satz zu dominieren. 

Wenn die Sätze eines ausgebildeten Menschen zu einer Müllhalde von Worthülsen verkommen, dann gibt es dafür mindestens drei Gründe:

1. Überzogene Wortverliebtheit 
2. Mangelnde Denkfähigkeit
3.Täuschungsmanöver (sprich der Inhalt des Gesagten soll hinter einem Wortschwall verborgen werden. PS: Spannend für Analytiker)

Kurzum: Sich einfach auszudrücken setzt voraus, dass man  weiß, was man sagen will und  über das Handwerkszeug verfügt, es in unprätentiöse  Sätze  zu meißeln, aber es setzt auch voraus, dass man sich  tatsächlich für alle verständlich ausdrücken möchte. 
Helga König

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