Impressum

Das Impressum finden Sie auf der Hauptseite von "Buch, Kultur und Lifestyle- Das Magazin für den anspruchsvollen Leser" wwww.rezensionen.co

Mittwoch, 7. Januar 2015

Helga König: Gedanken zu Johann Philipp Reis, der heute vor 180 Jahren geboren wurde.

Heute Vormittag twitterte ich die Botschaft "Heute vor 180 Jahren wurde der Erfinder einer neuen Zeit geboren" und verlinkte mit Wikipedia. 

An den Erfinder des Telefons zu erinnern, scheint mir wichtig, denn durch ihn haben wir die Möglichkeit erhalten, mit Menschen auf der ganzen Welt zu plaudern und ihnen stimmlich nahe zu sein.

Der Erfinder des Telefons Johann Philipp Reis wurde in Gelnhausen im damaligen Kurfürstentum Hessen geboren. Seine Lebensgeschichte kann man bei Wikipedia nachlesen. Dort auch erfährt man, dass der Physiker am 6. 9. 1863 seine Erfindung im Goethehaus in Frankfurt Kaiser Franz Josef von Österreich vorführte und bei dieser Demonstration musikalische Töne übermittelt hat. Marktreif gemacht hat das Telefon allerdings erst der Brite Alexander Graham Bell. 

Wie hätte sich Goethe verhalten, wenn es zu seinen Lebzeiten bereits dieses Kommunikationsmittel gegeben hätte? Hätte er am Ende weniger geschrieben, weil er lieber zum Hörer gegriffen hätte? Hätte er in Rom bei Nacht  seiner geliebten Charlotte von Stein  poetische Worte ins Ohr geflüstert, anstelle mit Faustina die körperliche Liebe zu entdecken? Wir wissen es nicht. 

Ich verlebte meine Jugend in einer Zeit, wo man privat noch nicht pausenlos zum Hörer griff, stattdessen Brieffreundschaften pflegte. Man bemühte sich möglichst präzise zu formulieren und lernte beim Studieren der handgeschriebenen Texte, die man erhielt,  zwischen den Zeilen zu lesen. Die Handschrift ersetze die Mimik. Sie ersetzte aber auch den Klang der Stimme. 

Seit es das Internet gibt und man sich über Mail etc. mitteilt, ist der letzte sinnlich wahrnehmbare Ausdruck eines Menschen verschwunden. Eine private, getippte Mitteilung hat immer etwas Befremdliches. Wirkliche Nähe kann dadurch nicht entstehen. 

Das Telefon, das ich im Geschäftsleben für existentiell wichtig erachte, weil es die Kundenbindung erst ermöglicht, ist in Zeiten des Internets auch privat wichtiger denn je geworden. Die Erfahrung hat mich gelehrt, private Mail-Kontakte nicht zu intensivieren, wenn sie nicht von Telefonaten begleitet werden. 

Wer mit seinen Internetbekanntschaften partout nicht sprechen möchte, ist an ihnen faktisch nicht interessiert.

Gedenken wir also voller Dankbarkeit Johann Philipp Reis und seiner wunderbare Erfindung!


Helga König

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen