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Freitag, 2. Januar 2015

Helga König: Gedanken zum Künstler #Ernst_Barlach, der heute vor 144 Jahren geboren wurde.

"Kunst ist eine Sache allertiefster Menschlichkeit, eine Probe auf den Feingehalt von Geist und Seele.“ (Ernst Barlach) 

Dieses Zitat von Ernst Barlach (1870- 1938) lässt uns aufhorchen. Was meint er wohl damit und welch hoher Anspruch an die Kunst ist damit verbunden? 

Wer war Ernst Barlach? 

Seit die Mauer gefallen ist und Reisende problemlos nach Güstrow gelangen können, ist der Name Ernst Barlach nicht nur eingefleischten Kunstinteressierten ein Begriff.  In Güstrow nämlich befindet sich "Der Schwebende". Dieser Engel ist ein von Barlach gestaltetes Ehrendenkmal für die Opfer des 1. Weltkriegs. Im Jahre 1927 hat Barlach die Skulptur für den Güstrower Dom geschaffen. 

In Bezug auf den "Schwebenden" sagt er: "Für mich hat während des Krieges die Zeit stillgestanden. Sie war in nichts anderes Irdisches einfügbar. Sie schwebte. Von diesem Gefühl wollte ich in dieser im Leeren schwebenden Schicksalsgestalt etwas wiedergeben.“

Die Skulptur wurde seitens der Nazis zehn Jahre später eingeschmolzen, weil sie in deren ignoranten Augen "entartete Kunst" war. Freunde Barlachs ließen einen Zweitguss herstellen, der zwar einem Bombenangriff zum Opfer fiel, aber die erhaltene Gussform ermöglichte es, dass seit dem 8. März 1953 der Engel, dessen Gesicht das Antlitz  von Käthe Kollwitz  für die Ewigkeit festgehalten hat, erneut im Güstrower Dom an die Toten des 1. Weltkrieges erinnern kann. 

In Güstrow befindet sich zudem in der dortigen Getrudenkapelle eine Barlach-Gedenk- und Ausstellungsstätte, in der die Skulpturen des Künstlers  dauerhaft zu besichtigen sind. 

Wer in Zürich lebt, kann sich übrigens die Skulptur "Der Verzweifelte" im dortigen Kunsthaus vor Augen führen. Dieses Werk verkörpert in expressiver Form die Klage über das Leiden der menschlichen Existenz. 

Nicht uninteressant ist es,  Barlachs Bücher "Selbsterzähltes Leben" sowie "Frühe und späte Briefe" zu lesen.“ Dann versteht man noch besser, weshalb der Künstler durch seine vom Expressionismus beeinflussten Holz- und Bronzeskulpturen den leidvollen Erfahrungen menschlichen Schicksals einen symbolhaft überhöhten Ausdruck verliehen hat. 

Mehr als 400  von Barlachs Werken wurden als "entartete Kunst" seitens der Nazis aus öffentlichen Sammlungen entfernt. 1937 erhielt der Bildhauer Berufsverbot. Ernst Barlach starb an den Folgen dieser Schicksalsschläge an einem Herzinfarkt. 

Vor einigen Tagen schrieb ich eine Rezension zum Essay "Über das Verbrennen von Büchern" von Erich Kästner. Was im Hinblick auf die Zerstörung von Büchern gilt, gilt auch für die Malerei und die bildende Kunst: "Der Neid, der keinen Weg sieht, begibt sich auf den einzigen Ausweg: ins Verbrechen. Wer den Tempel der Artemis nicht bauen kann- aus gebürtigem Unvermögen, und da er schon in der Sonne schimmert, der ephesische Tempel-, der muss zur Fackel greifen und ihn anzünden.“, (Erich Kästner, Über das Verbrennen von Büchern). 

Leidvolle Erfahrungen unserer Mitmenschen lösen bei den meisten  von uns Mitgefühl aus. Das war auch bei Barlach so, der durch seine Werke an das Herz der Betrachter appelliert. Wir müssen alle unser Herz  ganz weit öffnen, weil nur dies dazu führt, dass der Feingehalt von Geist und Seele den Raum in uns  erhält, der Mitmenschlichkeit erst  möglich macht. Ich bin mir sicher, dass  dies die Botschaft ist, die uns Ernst Barlach vermitteln möchte.

Helga König

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