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Samstag, 26. September 2015

#Helga_König: #Sonntagsgedanken 27.9.2015

#Elena_Rauf twitterte vor ein paar Stunden einen bemerkenswerten Gedanken, der binnen kurzer Zeit vielfach angeklickt wurde. 

Sie schrieb "Es gibt eine Angst, man selbst zu sein. Man könnte geliebte Menschen verlieren." 

Ist das wirklich so oder handelt es sich nur um einen Alptraum eines wenig selbstbewussten Menschen? 

Elenas Gedanke hat mich spontan traurig gemacht, weil er zeigt, dass es offenbar eine Angst in vielen gibt, die sie daran zweifeln lässt, dass jeder von ihnen geliebte Mensch genügend Akzeptanz besitzt, sie so zu bejahen, wie sie wirklich sind. Es scheinen wohl Verlassensängste zu sein, die dann in die Selbstverleugnung treiben. 

Wenn ein Mensch, den wir lieben, sich von uns wegbewegt, weil ihm unser wahres Wesen missfällt, heißt das nicht zwingend, dass unser wahres Wesen unakzeptable Mängel aufweist, sondern könnte auch bedeuten, dass besagter, geliebte Mensch wenig Toleranz besitzt, uns möglicherweise nach seinem Gusto formen wollte und bemerkt hat, dass dies nicht so einfach klappt. 

Sollen wir uns wegen einer solchen Person verbiegen, nur damit sie uns nicht verlässt? Sollen wir auf eigene Meinungen oder liebgewordene Gewohnheiten verzichten, gar ein Doppelleben führen, nur damit ein solcher Mensch sich nicht abwendet? 

Was könnte uns dieser Mensch bieten, dass uns dazu bringt, uns selbst zu verleugnen? Liebe kann es nicht sein, denn diese bejaht den Menschen so wie er ist. 

Ist es die Angst vor vorübergehender Einsamkeit, befeuert von der Idee, keinem zu genügen, die uns der Sentenz Elenas zustimmen lässt? Ich befürchte es fast. 

Sich selbst zu sein, ist der größte Halt, den wir haben können. Dieser Zustand lässt uns in unserer Mitte ankommen und führt uns mit den Menschen zusammen, die zu uns passen und deshalb viel eher bereit sind, uns so zu akzeptieren, wie wir sind. 

Immer dann, wenn wir eine Rolle spielen, ziehen wir Menschen an, die eine Affinität zur gespielten Rolle haben, uns wie wir tatsächlich sind, jedoch nicht sehen können, vielleicht auch nicht sehen wollen. Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen. 

Doch wann entsprechen wir unserem wirklichen Wesen am meisten? Darauf gibt es keine Standardantwort. Man muss in sich hineinhören, seine Gaben ausloten, muss sich ausleben, um allmählich eine Vorstellung von sich zu bekommen. 

Natürlich muss man auch seine Schattenseiten beleuchten, sie positiv ins eigene Leben einbauen, sich zu seinem gesamten Wesen bekennen und sich natürlich unverkrampft den Gegenübern zeigen, damit sie uns so wahrnehmen können, wie wir wirklich sind.

Im Internet begegnen uns häufig Menschen, die nur die bildbearbeitete Version von sich zeigen, weil sie befürchten ansonsten nicht akzeptiert zu werden und dieses "Schönen" setzt sich im nicht virtuellen Sein dann oftmals fort. 

"Bildbearbeiten", auch im übertragenen Sinne schafft eine Scheinwirklichkeit, deren Folge Scheinbeziehungen sind. 

Sich selbst zu sein, ohne andere zu kränken oder ihnen Raum streitig zu machen, kann nicht dazu führen, dass sich Mitmenschen abwenden.

Und die Schattenseiten? Weshalb sind die Schattenseiten überhaupt vorhanden, welchen Zweck haben sie? Sie sind ja Bestandteil des Ganzen. Was spricht dagegen über die eigenen Schatten zu sprechen? Nichts. Keiner ist perfekt. 

Wer meint nur das Perfekte schätzen zu können, kann kein Mensch aus Fleisch und Blut sein, möchte eine Scheinwelt, mit fehlerfreien Scheinpersönlichkeiten, möchte nicht lieben, sondern sich an Perfektion ergötzen. 

Einem solchen Menschen den Steigbügel zu halten, kann unsere Aufgabe nicht sein. Dann doch lieber keine Selbstverleugnung.

Helga König

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