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Samstag, 21. November 2015

Helga König: #Sonntagsgedanken, 22.11.2015

"Man kann die Menschen zur Vernunft bringen, indem man sie dazu verleitet, dass sie selbst denken. Voltaire (21.11.1694 -1778) 

Vernunft zeigt sich meines Erachtens am klarsten in der Bereitschaft, friedlich zusammen zu leben und gemeinsam für den Fortbestand aller Arten zu sorgen. Unvernunft zeigt sich folglich am deutlichsten in Krieg und Terror, aber auch in der Ausbeutung und Zerstörung der Ressourcen nachfolgender Generationen. 

An diesem Wochenende vor 321 Jahren wurde der französische Schriftsteller und Philosoph Voltaire geboren. Aus diesem Grunde habe ich an seinem Geburtstag eine Vielzahl seiner geistvollen Gedanken getwittert, um den Einen oder Anderen anzuregen, sich in die Werke dieses großen Aufklärers zu vertiefen, aber auch, um auf diese Weise seiner öffentlich zu gedenken. 

Meinen heutigen Sonntagsgedanken habe ich eine dieser von mir getwitterten Sentenzen Voltaires vorangestellt, weil ich meine, dass Politiker, Pädagogen und Eltern in Zeiten erneuten Rattenfängertums durch Drahtzieher von Terror seitens des IS  und der Rechtsradikalen sowie anderer bedenklicher Gruppierungen sich obiges Zitat besonders zu Herzen nehmen sollten. 

Stets selbst zu denken, bedeutet nicht, fremde Überlegungen nicht zu berücksichtigen, sondern diese im eigenen Denkprozess kritisch zu beleuchten. Stringentes Denken setzt die Schulung des Verstandes voraus. Nur der in gewisser Weise geschulte Verstand ist in der Lage, zu vernünftigen Ergebnissen zu gelangen und insofern Rattenfänger und ihren Methoden,  anderen ins Gehirn zu kriechen und dort Unsinn zu verzapfen,  rasch zu erkennen und nicht zuzulassen. 

Aufklärung ist heute so wichtig wie zu Zeiten Voltaires, Diderots und Kants. Die damaligen Aufklärer vertrauten auf rationales und kritisches Denken. Voltaire plädierte in seiner "Abhandlung über die Religionsduldung" gegen religiösen Fanatismus und setzte sich für Religionsfreiheit ein. Das ist lange her, doch wie sieht dies heute aus?

Leider müssen wir  zur Kenntnis nehmen, dass eine große Anzahl von Menschen  noch immer nicht so weit ist, Toleranz in ihrer gesamten Bandbreite zu begreifen und sie zu leben. Religionsvielfalt ist nach wie vor für viele ein Problem, besonders für jene, die nicht zur spirituellen Ebene des Glaubens vordringen und dort das Verbindende aller Religionen erkennen: Die Liebe. 

Voltaire und Rousseau haben zu ihrer Zeit die Zustände des absolutistischen Frankreichs kritisiert und politische sowie soziale Reformen diskutiert. Soziale Reformen in unserer Zeit  müssen immer global gedacht werden, denn in unserem  Jahrtausend gehört die Nationalstaatlichkeit, auch wenn es nicht alle wahrhaben wollen, dem Gestern an.  Die sozialen Probleme weltweit müssen durch komplexe soziale Reformen gelöst werden, die wohl eine Weltregierung erforderlich machen. 

Für Voltaire waren Kriege Raubzüge. Dieser Betrachtung kann man nur zustimmen, wenn man sich mit den Kriegen des Gestern und Heute befasst.  Mit diesen Raubzügen muss Schluss sein, denn sie sind Zeichen der Unvernunft, aufgrund ihres furchtbaren Zerstörungpotentials und der heillosen Ressourcenverschwendung.

1784, also 6 Jahre nach Voltaires Tod,  veröffentlichte Kant seine Abhandlung "Was ist Aufklärung?" Diese beginnt mit den Worten: "AUFKLÄRUNG ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung." 

Aufmerksame Leser sehen den Zusammenhang zu dem Eingangszitat Voltaires sofort: "Man kann die Menschen zur Vernunft bringen, indem man sie dazu verleitet, dass sie selbst denken" und verstehen, weshalb Ausbildung und daraus sich ableitende Perspektiven junge Menschen vor Fanatismus, der ihnen seitens Rattenfänger aller Art in den Kopf eingetrichtert wird, schützt und die Chance erhöht, stattdessen vernünftig  zu agieren.

Sich  bewusst darüber zu sein, dass die Schulung der Vernunft mehr zum Weltfrieden beiträgt als Aktionen, die die Gewaltspirale noch intensiver nach oben schnellen lässt, ist ein Indiz dafür, dass man die Aufklärer in ihrem Anliegen begriffen hat und sich ihrem großen  Projekt, das  nicht nur der Vernunft, sondern auch der Freiheit zweckdienlich ist, nicht verschließt. Vernunft und Freiheit bilden eine Einheit. Das ist ein Merksatz für alle.

"Es ist klug und weise, an allem zu zweifeln."  Voltaire

Qui, mon cher Monsieur Voltaire, es tut not speziell  am Sinn von Kriegen zu zweifeln, denn wie Sie es so treffend auf den Punkt bringen: "Alle vereinigten Laster aller Zeiten und Länder werden nicht dem Unheil gleichkommen, welches ein einziger Krieg verursacht."


Helga König

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