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Samstag, 23. Januar 2016

Helga König: Sonntagsgedanken, 24.1. 2016

5,46 Millionen Zuschauer sahen in dieser Woche den Fernsehfilm "Jagdgesellschaft", dessen Thema sexuelle Gewalt an Kindern ist und 3,12 Millionen  Menschen verfolgten im Anschluss daran den Talk bei Maischberger. 

Die Resonanz im Internet in den unmittelbar darauffolgenden Tagen war merkwürdig zurückhaltend. Gleichgültigkeit war vermutlich nicht die Ursache,  sondern wohl eher blankes Entsetzen und Scham darüber, wozu dekadente, verantwortungslose Menschen aus sogenanntem gutbürgerlichem Milieu fähig sind, denn genau aus besagter sozialen Schicht kamen die Kinderschänder der "Jagdgesellschaft". 

Sexuelle Gewalt nicht nur Frauen, sondern auch Kindern gegenüber ist eine gängige Machtdemonstrationsmethode in Kriegen. Es wird davon ausgegangen, dass 1945 beim Vormarsch der Roten Armee auf das Deutsche Reich ungefähr zwei Millionen Frauen und Mädchen Opfer sexueller Gewalt wurden, etwa 1,4 Millionen bei Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten und 600.000 in Berlin sowie in der späteren Sowjetischen Besatzungszone.* 

Sexualverbrechen sowie Vergewaltigungen durch Soldaten der Wehrmacht blieben bis Ende der 1990er Jahre weitgehend unerforscht. Mittlerweile aber weiß man, dass sexuelle Gewalttaten und sexuelle Gewaltexzesse seitens deutscher Soldaten im Osten auch keine Seltenheit waren.** 

Machtdemonstrationen dieser Art im Krieg legitimieren sich keineswegs dadurch, dass sie von Soldaten aller kriegsführenden Parteien ausgeführt werden. Sie zeigen aber, wozu viele Männer - keineswegs nur Pädophile-  im Stande sind, wenn sie ihre Allmachtphantasien ausleben können. 

Auf der Website von MIKADO, einem Forschungsprojekt der Universität Regensburg, das sich mit dem Missbrauch von Kindern befasst, erfährt man, dass lt. offizieller Statistiken derzeit mehr als 
14 000 Kinder jährlich in Deutschland Opfer von sexuellem Missbrauch werden. Dunkelfeldstudien allerdings gehen davon aus, dass keineswegs alle Delikte erfasst sind und in Wahrheit 15-30% aller Mädchen sowie 5-15% aller Jungen in ihrer Kindheit Opfer von sexuellem Missbrauch  sind. 

Wie man der MIKADO-Website entnehmen kann, sind 98% aller Sexualtäter Männer. Als Folgen des Missbrauchs werden genannt:   körperliche Symptome wie Verletzungen und Schmerzen, psychische Erkrankungen wie Depressionen, postraumatische Belastungsstörungen, Suchtkrankheiten, Schlafstörungen, Angstzustände als auch Essstörungen und soziale Auswirkungen wie Schul- und Lernprobleme aber auch sozialer Rückzug.*** 

Der NDR berichtete in 2015 über Kinderpornographie und hier, dass die Opfer immer jünger werden, mittlerweile sogar Babys auf Missbrauchsvideos auftauchen.**** 

Bereits zu Beginn dieses Jahrzehnts wurden 1.8 Millionen Minderjährige weltweit zur Pornographie und Prostitution gewungen. In Rio sind es Tausende von Kindern zwischen 8-15 Jahren. Doch wer glaubt, dass es in Afrika, Asien und Europa besser ausschaut, der irrt offenbar.***** 

Auf der Website von RENOVABIS, einer Solidaritätsaktion deutscher Katholiken mit den Menschen Mittel- und Osteuropas  gegen  Kinderprostitution an der deutsch- tschechischen Grenze, wo perverse Männer selbst vor Babys nicht halt machen, erklärt der Polizeipsychologe Adolf Gallwitz: "Es handelt sich dabei nicht um verhuschte Pädosexuelle, sondern immer noch um ganz normale Männer, um übersättigte Gelegenheitstäter, die bis auf Sex mit Minderjährigen bereits alles für sie Reizvolle ausprobiert haben".***** 

Wer den Film "Jagdgesellschaft" aufmerksam gesehen hat, weiß dass dort viele dieser Fakten verarbeitet worden sind. 

Die FAZ schrieb vor einem Jahr bereits, dass beim Kampf gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern deutsche Ermittler überfordert seien. Der dramatischen Flut an kinderpornographischem Material im Internet und vor allem im "Darknet" sei die Justiz kaum noch gewachsen.****** 

In diesem Zusammenhang schreibt die Hamburger Staatsanwältin Sabine-Hantel Maschke.  dass der Konsum kinderpornographischer Bilder die Hemmschwelle herabsetze.******* 

Was kann getan werden, um Kinder vor sexueller Gewalt zu schützen? 

Das Thema "sexuelle Gewalt an Kindern" muss ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden und dabei wird es Zeit, über Dekadenz zu sprechen, die entsteht, wenn aufgrund von materiellem Überfluss jegliche Disziplin und jeglicher Anstand über Bord geworfen werden.  Was wir nicht zulassen dürfen, ist das Verschweigen dieser ungeheuerlichen Realität: Sexuelle Gewalt an Kindern überall auf dieser Welt durch übersättigte Wohlstandsbürger. 

Was wir brauchen ist einen Wertewandel. 

Die Achtung vor Mensch, Tier und Natur muss wieder im Vordergrund stehen. Es darf nicht länger der Gier gehuldigt werden, denn sie ist  der Motor aller Entgleisungen. In der buddhistischen Lehre werden Gier, Hass und Verblendung  als die drei geistigen Gifte bezeichnet.  Sie  stellen   nach buddhistischer Auffassung  den Nährboden für alle unheilsamen Handlungen auf geistiger, verbaler und körperlicher Ebene in unserem Leben dar.  Sich dessen bewusst zu werden, heißt, sich für einen neuen Weg zu engagieren, der das Mitgefühl in den Mittelpunkt aller Handlungen rückt.

Ich twitterte unter dem Eindruck des Films  "Jagdgesellschaft": 

"Eine reiche Gesellschaft ohne Werte wird dekadent und verantwortungslos."

"Das Ideal der Konsumgesellschaft: Alles kaufen zu können, auch Menschen, auch Kinder, sie nutzen und anschließend wegwerfen zu können."

"Ein weiteres Ideal der Konsumgesellschaft: Alles verkaufen zu können, auch Menschen, auch Kinder, um sich dadurch zu bereichern."

Wollen wir diese Ideale für uns wirklich?

Wir müssen dieser Gesellschaft Grenzen setzen, damit sie nicht weiter pervertiert und dies kann nur durch einen Wertewandel und ein entsprechendes Wertebewusstsein geschehen.

Helga König

*+** Wikipedia
***MIKADO
****NDR
******RENOVABIS
*******FAZ


1 Kommentar:

  1. Viele wissen es, doch so richtig traut sich niemand, dagegen etwas zu tun. Oft wird es heruntergespielt und vertuscht. Sehr oft wird den Opfern die Schuld gegeben. Mitunter betrifft es Leute aus allen Bevölkerungsschichten. Schon aus Scham wagt sich niemand an die Öffentlichkeit zu gehen. Mir hat sich jemand anvertraut wie das ablief. Eher werden die Opfer zum Schweigen gebracht, oder so fertig gemacht, dass sie am Ende psychisch krank sind. Aus dem Grund lassen viele die Finger davon.

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