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Samstag, 11. Juni 2016

Helga König: Sonntagskolumne 12.6.2016

Gestern begegnete mir auf Twitter nachstehende Sentenz: 

"Machiavelli wusste, dass aus allzu viel Humanität "Plünderung und Mord" hervorgehen können." (Norbert Bolz) 

Neugierig zu welchen Tweets der Verfasser sich in jüngster Zeit noch so bemüssigt fühlte, las ich auf dessen Profilseite u.a. :

"Die deutschen Linksintellektuellen sind Exokonformisten: subversiv gegenüber der eigenen Kultur und unterwürfig gegenüber der fremden." (Norbert Bolz) 

"Das Schuldgefühl der Erfolgreichen entsteht aus der Angst vor dem Neid der anderen." (Norbert Bolz) 

"Die Progressiven stellen Ansprüche, die Konservativen leisten etwas.“ (Norbert Bolz) 

"Die Basis für Respekt ist heute nicht mehr Leistung sondern Opferstatus." (Norbert Bolz) 

Was ereignet sich im Kopf eines Menschen, der solche Sentenzen hervorbringt? Wir wissen es nicht und belassen es dabei, uns zu wundern. 

Der 63 jährige #Norbert_Bolz lehrt als Professor Medienwissenschaften an der TU in Berlin erfährt man bei Wikipedia und wundert sich erneut. Was bezweckt dieser Medienwissenschaftler mit seinen Tweets?  Will er provozieren? 
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#Humanität bedeutet Menschlichkeit, bedeutet friedvoll, kultiviert und gütig miteinander umzugehen. Dort, wo es an Humanität mangelt, erleben wir Mord und Plünderung, weil sich dort das Ego in seiner Maßlosigkeit und Gier austoben kann. Das war auch zu Zeiten Machiavellis nicht anders als heute. Machiavellis Gedanke strotzt vor Zynismus. Das dürfte jedem klar sein, der einen Funken Verstand besitzt und der nicht beabsichtigt, gegen Humanismus aus staatsphilosophischen, in die Zukunft gerichteten Motiven zu Felde zu ziehen. 

Die Väter des Grundgesetzes wussten wie notwendig es war, den Gedanken des Humanismus ins Grundgesetz zu verankern, nicht zuletzt, weil sie die Inhumanität der NS-Zeit hautnah miterlebt hatten. Apologeten der Neuen Rechten wollen dies mittlerweile nicht mehr wissen, da es nicht in ihre Strategien passt, die dem Inhumanen Vorschub leisten. 

Wikipedia lässt uns wissen: "Humanität ist die Grundlage der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts als Grundlage des positiven Rechts wie auch der Rechtspraxis in den einzelnen Staaten. Im Zusammenhang mit den Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist die Idee der Humanität von zentraler Bedeutung. In den Verfassungen der demokratischen Staaten ist die Humanität in den Gesetzen fest verankert (siehe etwa Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Österreichische Verfassung, Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Verfassung des Fürstentums Liechtenstein).* 

Wer Humanität zurückfahren möchte, mit dem absurden Argument, dass ein Zuviel davon "Plünderung und Mord" zur Folge habe und einen Menschen aus dem 15. Jahrhundert als Zeugen hierfür anführt, muss sich gefallen lassen, dass man ihn fragt, was er politisch im Schilde führt und von welcher Welt er träumt? Einer Welt des ins Gierigste gesteigerten Neoliberalismus, in der die Egomanie das Goldene Kalb ist, dem man pausenlos ein angebliches Zuviel an Mitmenschlichkeit opfert, um sich gnadenlos bereichern zu können? Ist es das?

"Die deutschen Linksintellektuellen sind Exokonformisten: subversiv gegenüber der eigenen Kultur und unterwürfig gegenüber der fremden." (Norbert Bolz)

Auch hier ist es sinnvoll erst einmal, die allen Lesern zugängliche Wikipedia-Definition zu posten, damit klar wird, wovon die Rede ist:  "Kultur (von lateinisch cultura ‚Bearbeitung‘, ‚Pflege‘, ‚Ackerbau‘) bezeichnet im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt, im Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen und nicht veränderten Natur. Kulturleistungen sind alle formenden Umgestaltungen eines gegebenen Materials, wie in der Technik oder der bildenden Kunst, aber auch geistige Gebilde wie Musik, Sprachen, Moral, Religion, Recht, Wirtschaft und Wissenschaft."**

Das Anerkennen von Kulturleistungen anderer Völker bedeutet keineswegs, sich unterwürfig zu verhalten, sondern dokumentiert, dass man begriffen hat, dass dort, wo der eigene Tellerrand aufhört, die Welt noch nicht zu Ende und man gewillt ist, auch Kulturleistungen anderer Völker Respekt zu zollen. Begriffe wie "Unterwürfigkeit" und "subversives Verhalten" in diesem Zusammenhang zu lesen, ist mehr als nur bedenklich,  allein schon aufgrund unserer NS-Vergangenheit und der damaligen Unkultur in unserem Lande. 

Deutsche Kultur ist nicht der Nabel der Welt!!! Sie ist eine unter vielen. Man begeht keinen Verrat an der eigenen Kultur, wenn man die Kultur anderer Völker achtet. 

"Das Schuldgefühl der Erfolgreichen entsteht aus der Angst vor dem Neid der anderen." (Norbert Bolz) 

Wann ist ein Mensch erfolgreich? Ist er es, wenn er in einer korrupten Hierarchie sich an die Spitze durchgemobbt hat? Ist er erfolgreich, wenn er zu unermesslichem Reichtum gelangt ist, weil er andere betrogen und ausgebeutet hat? Oder ist er es, wenn er ein tugendreiches Leben führt, schöpferisch tätig ist und der Welt Wahres, Schönes oder Gutes hinterlässt? Ein Mensch, der sich um das Gute, Wahre und Schöne verdient macht, hat keine Angst vor dem Neid anderer, weil seine Gedanken in erster Linie seinem kreativen Tun gelten. Angst haben jene, die sich auf Kosten anderer bereichern, denn sie wissen, dass ihnen durchaus Ärger ins Haus stehen kann. 

Neid wird oft Menschen unterstellt, die Unrecht benennen. Das sollte man sich bewusst machen. So ist beispielsweise der von mir überaus geschätzte Humanist Prof. Dr. #Jean_Ziegler  alles andere als neidisch, wenn er durch seine Bücher Bewusstsein für Unrecht auf dieser Welt schafft. 

"Die Progressiven stellen Ansprüche, die Konservativen leisten etwas." (Norbert Bolz)

Auch so ein Satz, der mich aufhorchen lässt. Progressives Verhalten ist ein solches, das  sich dem Fortschritt, sprich der Verbesserung, egal in welchen Bereichen verpflichtet fühlt, während konservatives Verhalten nur bewahren möchte. 

Damit wird klar, dass die Leistungsbereitschaft progressiver Menschen weit höher ist als solcher, denen es nur um die Bewahrung z.B. der Besitzstände geht.

Leistung setzt aktives, progressives Tun voraus, während bloßes Verwalten, sprich Konservieren,   nichts Neues hervorbringt. Der verantwortungsbewusste Progressive  hat  in seinem Leistungsdenken Nachhaltigkeit verankert. Das kann nicht oft genug betont werden.

Der Konservative ist ein Bürokrat und mehr nicht, kein wirklich Leistungswilliger.

"Die Basis für Respekt ist heute nicht mehr Leistung sondern Opferstatus." (Norbert Bolz) 

Respekt, zu Deutsch Wertschätzung, zollt man all jenen, die bei ihrem täglichen Tun, die Ethik nicht ausklammern und dafür sorgen, dass die Welt morgen noch bewohnbar ist. Das kann sie nur sein, wenn man bereit ist, verantwortungsbewusst und leistungsorientiert zu handeln, nicht nur verwaltet und aussitzt, sondern zukunftsorientiert anpackt und im anderen nicht den Feind, sondern den Menschen sieht, der genau das gleiche Recht wie wir besitzt, seine Talente zu leben und in die Gemeinschaft einzubringen. 

Helga König

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