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Sonntag, 14. August 2016

Helga König. Sonntagskolumne, 14.8.2016

"Die Stille ist ein reinigendes Bad für die Seele". (Anselm Grün) 

Wenn wir an Stille denken, assoziieren wir diesen Begriff mit unterschiedlichen Orten, am ehesten wohl mit einem Raum in einem Kloster, der dazu einlädt, zur Ruhe zu kommen, in sich hineinzuhören und dort möglichen Lärm zu besänftigen. 

Lärm in uns entsteht, wenn wir unserer inneren Stimme nicht immer Gehör schenken, speziell dann nicht, wenn wir Dinge tun, die wir eigentlich nicht tun möchten, weil sie beispielsweise unseren ethischen Vorstellungen widersprechen. 

Sehnsucht nach äußerer Stille kann sich entwickeln aufgrund von Großstadtlärm oder aber dem virtuellen Gebrüll, dem wir tagtäglich ausgesetzt sind, sobald sich eine gewaltige Nachrichtenflut  vor unseren Augen ergießt und uns mit dem Geschrei dieser Welt hemmungslos konfrontiert. 

Dann möchten wir uns am liebsten in der Natur aufhalten und träumen uns vielleicht für Momente auf eine Bergwiese voller duftender Blumen und Kräuter oder an ein ruhiges Gewässer, um dort unseren Blick in die Ferne schweifen zu lassen, um auf diese Weise zu vergessen bzw. abzuschalten. Sofern wir uns dann auf den vorgestellten Moment einlassen, erfahren wir Ruhe und entspannen uns.

Auch im Umfeld ausgeglichener Menschen ist es möglich, Stille zu erleben und sich nach kurzer Zeit schon erholt zu fühlen. Menschen dieser Art gibt es heutzutage allerdings nur wenige. Man findet sie noch nicht einmal in entlegenen Dörfern seit die Digitalisierung Einzug gehalten hat. 

Selbst alte Menschen, die um eine Dorflinde sitzend, Ruhe auf Vorübergehende ausstrahlen, sind eine Seltenheit geworden. Heute starren Jung und Alt auf ihre Handys oder ihre Smartphones, gestikulieren mehr oder minder wild, reden ununterbrochen und demonstrieren damit, dass Stille für sie ein Fremdwort geworden ist. 

Es gab sie einst, diese wortkargen Menschen mit nachsichtigen, geradezu weisen Blicken, die ohne Wehmut auf ein langes Leben zurückblickten, weil sie ihre Betagtheit als eine Gnade betrachteten und nicht als eine Herausforderung, ihr den Kampf anzusagen. Von diesen Menschen ging etwas aus, was einem Versprechen gleich kam, nämlich in späten Jahren einen Zustand der Stille erleben zu dürfen, der unser Inneres so weitet, dass wir dann eine Zufriedenheit erleben, auf die es sich lohnt, sich ohne diffuse Ängste hinzu zubewegen. 

Der Mensch hat verlernt, das zu bejahen, was ist, seit er ein Gott sein möchte und im Gestaltungswahn lebt. Seither erzeugen wir unerträglichen Lärm, haben die Klänge der Stille, - die Sphärenmusik - vergessen und sehnen uns nach einer Ruhe, wie wir sie auf unserer Erde nicht mehr finden werden, seit wir dieser unsägliches Leid angetan haben und sie schmerzerfüllt schreit und schreit und schreit und schreit. 

Ein reinigendes Bad für unsere Seele ist nun nicht mehr möglich und so stirbt sie lange vor uns, belastet von all dem, was  unsere Welt zu einem unwirtlichen Ort hat verkommen lassen. Das können wir nicht wollen.  Deshalb sollten wir aufhören, Lärm zu erzeugen, der uns allen schadet und dazu führt, dass innere Kälte unsere Augen nicht mehr leuchten lässt. Ohne den göttlichen Funken, der das Leuchten bewirkt, erlischt die Liebe nämlich  und mit ihr das Leben. Das sollten wir bedenken.

Helga König

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