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Sonntag, 18. September 2016

Helga König: Sonntagsgedanken, 18.9. 2016

"Ich würde um keinen Preis einen Mann heiraten, der Zukunft vor sich hat." (Oscar Wilde) 

Beim Lesen der Zitate-Sammlung "Zeit ist Geldverschwendung" mit Sentenzen von Oscar Wilde stolperte ich über obigen Satz. 

Natürlich muss man diesen Gedanken aus seiner Zeit heraus verstehen. Heute ist er vermutlich ebenso gültig für eine Frau mit beruflicher Zukunft, denn um diesen Personenkreis geht es Oscar Wilde hier offensichtlich. 

Ein Mensch, der Karriere macht, hat selbstverständlich wenig Zeit, ist mit dem, was er tut, primär beschäftigt und das wirkt sich zumeist negativ auf eine Ehe aus. Ein solche nämlich ist enorm zeitaufwendig, wenn sie intakt bleiben soll.  

Besonders die Zeit eines Menschen mit Zukunft scheint zu kostbar als sie in einer Beziehung zu vertrödeln, die davon abhält, sich noch mehr für die berufliche Zukunft und den damit verbundenen Erfolg zu engagieren. Aufgrund der zersetzenden Gespräche und Vorwürfe wegen des Zeitmangels wird eine solche Verbindung folgerichtig immer häufiger als Hemmschuh begriffen.

Im Zuge des beruflichen Aufstiegs verändern sich die meisten Menschen, verändern nicht selten ihre Neigungen und Interessen und fühlen sich zu den Personen hingezogen, die sich auf dem gleichen Entwicklungsstand bewegen. Wenn der Partner sich nicht weiterentwickelt, führt dies zwangsläufig zum Aus der Beziehung oder zumindest zu großen Komplikationen. 

Viele solcher Ehen sah ich in die Brüche gehen, erlebte auch wie Menschen, die an solchen Beziehungen festhielten, krank wurden oder starben, weil sie die Kluft, die zwischen ihnen und ihren Ehepartnern entstand, nicht mehr ertragen konnten. 

Ein Mensch mit Zukunft ist eine Person, die enorme Reifeprozesse durchmacht und am Ende ein anderer ist. Wer sich auf einen solchen Menschen einlässt, ist angehalten, die Reifeprozesse ebenfalls zu durchlaufen, ansonsten heißt das Ergebnis Drama. 

In jungen Jahren ist das nicht vielen Menschen bewusst, weil das Sexualleben alles überschattet und Entscheidungen nach anderen Kriterien getroffen werden wie später, wenn die Vernunft Einzug gehalten  hat. 

Kinder aus solchen  Beziehungen bleiben zumeist auf der Strecke und Hass als auch Wut sind an der Tagesordnung, weil zutiefst verletzende Kränkungen die Folge des Auseinandertriftens  sind. Sie entstehen, wenn Menschen sich trennen, die sich Dinge versprochen haben, die aufgrund der eingetretenen Zukunft nicht mehr haltbar sind und  man anstelle der Realität in die Augen zu schauen verbal aufeinander los drischt. 


Helga König

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