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Sonntag, 14. Mai 2017

Helga König: Sonntagskolumne, 14.5.2017

"Gefährlich sind vor allem die Menschen, deren Herz kleiner ist als der Verstand." (Markus Köppl)

Um den Wahrheitsgehalt dieses bemerkenswerten Satzes von Markus Köppl zu überprüfen, sollten wir zunächst schauen, wie die einzelnen Begriffe definiert sind. 

Fangen wir mit dem Begriff  "Verstand" an. Der Philosoph Rudolf Eisler definiert: "Verstand (logos, epistêmê, intellectus, intelligentia, ratio, entendement, understanding) ist im weitern Sinn die Denkkraft, die Intelligenz gegenüber der Sinnlichkeit, im engeren, gegenüber der Vernunft (s. d.), die Einheit, Fähigkeit des geistigen Erfassens, des (richtigen) Begreifens (Abstrahierens) und Urteilens, kurz des beziehend-vergleichenden, analysierenden Denkens, sowie des »Verstehens«, d. h. des Wissens um die Bedeutung der Worte und Begriffe. »Gesunder Verstand« (»bon sens«) ist die natürliche (schon ohne besondere Ausbildung wirksame) Auffassungs- und Beurteilungskraft, das normale, aber unmethodische, daher auch leicht fehlgehende Denken.“* 

Das Herz dient sowohl als Symbol direkt, als auch über den Umweg der Metapher des menschlichen Herzens und steht im Zusammenhang mit den europäischen Ideale für Güte und Liebe.** 

Gefährlich ist eine Situation oder ein Sachverhalt, der zu einer negativen Auswirkung führen kann. Diese negative Auswirkung einer Gefährdung kann Personen, Sachen, Sachverhalte, Umwelt oder Tiere betreffen.*** 

Dass Menschen, denen es an Empathie mangelt, gefährlich sein können, steht außer Frage. Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen und zu verstehen.****

Wie ist es möglich, dass ein Mensch, der über Verstand verfügt, Empfindungen, Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale nicht erkennen und verstehen kann, wenn sein Herz kleiner ist als sein Verstand? 

Spontan fällt mit hier ein Zitat von Antoine de Saint-Exupéry ein. Er schrieb in seinem Werk "Der Kleine Prinz" "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

Dieser Satz verdeutlicht uns, weshalb Markus Köppls Sentenz von großer Lebensklugheit zeugt. 

Wir brauchen uns am heutigen Tag nicht all die negativen Auswirkungen für Personen, Sachen, Sachverhalte, Umwelt und Tiere vergegenwärtigen, die durch fehlgehendes Denken entstanden sind, weil Empathie nicht als gleichgewichtiges Korrelativ Gefährdung gestoppt hat. 
Es genügt, sich mit dem Muttertag zu beschäftigen, der für  fast alle Mütter nicht ohne Bedeutung ist. Die Ursprünge des Muttertags lassen sich bis zu den Verehrungsritualen der Göttin Rhea, der Göttin der Mutterschaft,  im antiken Griechenland zurückverfolgen.*****  

Gestern erzählte mir eine Mutter beiläufig in einem Gespräch, dass sie stets ein wenig traurig sei, wenn ihre erwachsenen Kinder aufgrund des Kommerzspektakels den Muttertag nicht zur Kenntnis nehmen wollen und deshalb an diesem Tag noch nicht einmal mit ihr telefonierten. Dies habe ich schon oft von Müttern aus unterschiedlichen Generationen gehört und dabei wahrgenommen, dass all diese Mütter verletzt waren, nicht zuletzt, weil die berechtigte Weigerung am Kommerz teilzunehmen ja keineswegs heißen muss, der Mutter an dem Tag keine für sie erkennbare Achtung zukommen zu lassen. 

Meine Lehrerin in der 3. Grundschulklasse erzählte uns Schülern einst, dass sie ihrer Mutter zum Muttertag stets einen Strauß Wiesenblumen schenkte, um sich für ihre viele Mühe zu bedanken und berichtete weiter wie sehr ihre Mutter sich darüber immer gefreut habe. Die Lehrerin war damals hochschwanger und brachte am Muttertag ihre beiden Töchter zur Welt.

"Gefährlich sind vor allem die Menschen, deren Herz kleiner ist als der Verstand," denn sie können die Botschaft, die der erzählten Erinnerung der Lehrerin innewohnt, emotional nur schwer entschlüsseln. 

Schenken sie Ihrer Mutter heute ein paar schöne Stunden oder telefonieren Sie mit ihr. Zeigen Sie, dass Ihr Herz größer ist als ihre intellektuellen Bedenken. Schenken Sie Ihr Freude.

Helga König

**Herz
***Gefahr
***** Muttertag


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