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Sonntag, 5. November 2017

Sonntagskolumne Helga König, 5.11. 2017

"Ein habgieriger Mensch hat nie genug an dem, was ihm beschieden ist, und kann vor lauter Geiz nicht gedeihen"
Quelle: Altes Testament. Das Buch Jesus Sirach (#Sir 14,9)  

Den Grad an Habgier eines Menschen kann man an seinem Geiz bemessen, der sich beispielsweise in mangelnder Gastlichkeit sehr rasch offenbart. So sollte man auf keinen Fall mit Menschen eine Geschäftsbeziehung beginnen, die beim ersten Gespräch es noch nicht mal für nötig befinden, ein Glas Wasser oder einen Kaffee anzubieten. In einem solchen Fall ist es sehr wahrscheinlich, dass man bei zukünftigen Geschäften über den Tisch gezogen wird, weil der Geschäftspartner in seinen Geschäften die Habgier dann rücksichtslos auslebt. Seine Charaktereigenschaft "Geiz" bestimmt sein Habsuchtshandeln und lässt ihn als  Mensch im Herzen immer kleiner und hässlicher werden.

Geiz wird im Gegensatz zu Sparsamkeit nicht anerzogen, sondern scheint genetisch verankert zu sein. Es gibt Familien, die seit Generationen wegen dieser Untugend verschrien sind und über die nicht selten zahllose, wenig rühmliche Anekdoten erzählt werden. Großzügige Menschen belächeln den Kleinmut, der in diesen Anekdoten  thematisiert wird.

Sparsamkeit und Geiz sollte man nicht verwechseln, denn der Geizige spart nicht aus Vorsorge. Der Geizige lebt generell vom Nehmen und will auf keinen Fall anderen etwas von sich und dem, was er hat, abgeben. Kurzum der Geizige will vor allem alles umsonst und davon viel, um seinen Geiz zu befriedigen. 

Geizige Menschen geizen auch mit Gefühlen, erscheinen kalt, unangenehm abweisend, gönnen dem anderen noch nicht einmal ein freundliches Wort. Ein geiziger Mensch geizt zudem mit vielen anderen sozialen Gaben und lässt seine Mitmenschen eher verhungern, als dass er von seinen Vorräten etwas abgibt, selbst wenn diese Vorräte viele Kornkammern umfassen.

Die Ablehnung von Nothilfe beispielsweise für Flüchtlinge ist genau diesem Laster geschuldet. Menschen, die christlichen Werten wie Barmherzigkeit verbunden sind, entscheiden sich bei Flüchtlingswellen problemlos fürs Geben, um in der Not zu helfen. Geizige versuchen aus der Not anderer ein Geschäft zu machen. Diese Menschen nehmen Elend und Not um sich herum nicht wahr, weil ihr Geiz dies nicht zulässt. Sie behaupten zumeist, die Opfer seien selbst schuld an ihrer Lage und hätten kein Recht weiter zu leben, wenn sie ihre Probleme nicht ohne Hilfe lösen können. Ihr Geiz lässt Mitmenschlichkeit keine Chance und ihre Ausreden sind grenzenlos, wenn es darum geht, sich human zu verhalten. 

Ein Geiziger gibt nur unter der Prämisse ein Vielfaches wiederzubekommen, ansonsten erstickt er lieber an seiner Habe, als etwas abzugeben. Wer einen Geizigen betrügen will, muss ihm einen hohen Vorteil versprechen, denn sein Vorteilsdenken ist bei Weitem größer als seine Skepsis. 

Verschwender gieren zwar auch stets nach Mitteln, nicht aber um diese zu horten, sondern wohl eher, um damit den Krösus zu geben. Der Geizige verschwendet nichts, zumindest nicht an Dritte oder für Dritte sichtbar. 

Der Geizhals fühlt sich am wohlsten in der Rolle der unauffälligen, grauen Maus, der man die Gier nicht sofort ansieht, denn mit dieser Tarnung lässt sich einfacher zugreifen und zudem seinen Geiz  glaubhafter als notwendige Sparsamkeit tarnen.

Weil Geiz keine Krankheit, sondern eine Charaktereigenschaft ist, gilt: 

"Ein Geizhals ist auch mit Geld nicht heilbar."(Erhard Horst Bellermann)

Wer je einem Geizhals (m/w) begegnet ist, hat bluten müssen, denn Geizhälse sind die wahren Vampire in dieser Welt. Das sollte jeder wissen.

Geiz ist nicht geil, sondern ist eine der miesesten Charaktereigenschaften, die ein Mensch haben kann. Abtörnend ohne Ende.

Helga König

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