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Samstag, 2. Dezember 2017

Sonntagskolumne Helga König: 3.12.2017

"Eine Gesellschaft braucht aber Normen und Spielregeln, ohne einen ethischen Minimalkonsens kann sie keinen Bestand haben." Vorwort zu "Macht und Moral" Marion Dönhoff, 2000 

An diesem Wochenende habe ich mich entschieden, ein Zitat von Marion Gräfin von Dönhoff, einer der bedeutendsten Publizistinnen der bundesdeutschen Nachkriegszeit,  meiner Sonntagskolumne voranzustellen, weil Gräfin Dönhoff  am 2.12. vor 108 Jahren geboren wurde und ich die Bücher, die diese große Ostpreußin geschrieben hat, allen, die sie noch nicht kennen, zu lesen empfehlen möchte.

Wir leben in Zeiten, in denen Regelbrüche immer häufiger als Glanzleistungen verkauft werden, weil man sie als Mittel betrachtet, um seine egoistischen Ziele rascher und erfolgreicher durchsetzen zu können. 

Wer Spielregeln einhält und insofern fair spielt, wird nicht selten in Familien, in der Wirtschaft und auch in der Politik feststellen, dass er dadurch das Nachsehen hat. Das liegt nicht an den Spielregeln, sondern einzig an den selbstsüchtigen Falschspielern, die sich nicht um diese Regeln scheren und andere bewusst täuschen, um "ihr Ding" widerstandslos durchziehen zu können.

Sich unethischen Gegebenheiten anzupassen, bedeutet an der Verkommenheit und Dekadenz der Gesellschaft mitzuarbeiten, gleichwohl dadurch ein materiell oder ansonsten irgendwie angenehmeres Leben führen zu können, so beispielsweise nicht verlacht und ausgegrenzt zu werden. Der vermeintlich Dumme wird von unfairen Zeitgenossen stets verhöhnt, weil man ihn so demütigen möchte und er wird zu guter Letzt dann sogar  als "Spielverderber" angeprangert. Das macht es nicht gerade attraktiv, fair zu bleiben.

Man muss sehr stark und innerlich gefestigt sein, wenn man sich zu einem unverbrüchlichen NEIN zu unethischem Treiben entschließt und geht besser zeitig seiner Wege, bevor man sich an brachialen Egotrippern aufreibt, die als Mitglied unethischer Gruppierungen zumeist am längeren Hebel sitzen. 

Gräfin Dönhoff hat Recht, wenn sie schreibt, dass eine Gesellschaft, ohne ethischen Minimalkonsens keinen Bestand hat. Die nationalsozialistische Gesellschaft hat dies sehr deutlich bewiesen. Wie schon erwähnt, auch Familien ohne ethischen Minimalkonsens zerbrechen, weil sie zu Orten perversen Hauens und Stechens verkommen. Genau dies geschieht in jüngster Zeit immer häufiger wie man allgemein beobachten kann. 

Wer allerdings "Nach-mir-die Sintflut" denkt, dem ist es eben einerlei, was nach ihm sein wird. Er versucht zu seinen Lebzeiten möglichst straflos alle Spielregeln zu brechen, wenn dies nützlich für ihn sowie die Seinen ist und fordert Einhaltung von Normen immer für dann ein, wenn sie ihm Schutz bedeuten. 

Der Neoliberalismus hat die alte Verkommenheit der Nazi-Zeit wieder gesellschaftsfähig gemacht. Was dies zu bedeuten hat, erleben wir täglich. Wir sollten uns auf ein gemeinschaftliches NEIN zu Norm- und Regelbruch in demokratischen Gesellschaften einigen und uns stattdessen für faire Normen und Spielregeln stark machen, als jenen das Feld zu überlassen, die uns abermals ins Chaos zu stürzen suchen. Dann brauchen wir auch nicht unsere Koffer zu packen, weil Terror das Leben  vor Ort unerträglich gemacht hat.


Helga König

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